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Von Joelle Lieser

 

Die Cousinen Linda und Imke Hartkopf sind Schülerinnen des Gymnasiums Burgdorf und besuchen die dortige Opern-AG. Ich traf die beiden vor einer Nijinski-Vorstellung.

 

Linda und Imke Hartkopf
Foto: Joelle Lieser

 

Da ihr beiden Mitglieder der Opern-AG seid, nehme ich an, ihr geht gerne hier her. Was inspiriert euch dazu?


Imke: Ich war das erste Mal vor zwei Jahren in der Oper, zu meinem Geburtstag. Wir haben Die Zauberflöte gesehen. Es hat mich total interessiert und die Geschichte fand ich super faszinierend. Wie man in eine ganz andere Welt gebracht wurde. Als dann unsere Lehrerin meinte, dass es eine Opern-AG geben würde, war für mich von Anfang an klar: Wenn es da noch einen Platz gibt, möchte ich auf jeden Fall da rein.


Linda: Ich war das erste Mal in der Grundschule in der Oper, in Hänsel und Gretel. Das hatte ich aber schon wieder vergessen. Als Kind ist man da glaube ich auch noch nicht so sehr interessiert. In der 10. Klasse waren wir dann mit der Schule in Der fliegende Holländer. Das fand ich ziemlich beeindruckend, vor allem das Bühnenbild. Ich habe dahinter die Kunst gesehen und nicht nur den Gesang an sich, falls man das so sagen kann. Dieses Künstlerische hat mich überzeugt. Solche Musik mochte ich sowieso schon immer. Das schönste Stück mit der coolsten Inszenierung war Märchen im Grand Hotel. Das war auch mal etwas Anderes als zum Beispiel Die Zauberflöte. Auf jeden Fall ein großer Kontrast.


Imke: Da stimme ich zu, aber ich fand Die Zauberflöte schon auch ziemlich toll. Vor allem die Arie der Königin der Nacht, die damals Emma Posman gesungen hat. Das war so beeindruckend. Wir saßen die ganze Zeit nebeneinander im Publikum und dachten „O mein Gott ist das geil!“. Das war schon ein ziemliches Highlight für mich.

 

Geht ihr denn immer zusammen in die Oper?


Imke: Nein, nicht immer. Also wir gehen immer, wenn unsere Lehrerin ein Angebot für uns hat und wir Zeit haben. Es geht uns nicht nur darum, dass wir das zusammen erleben, sondern vor allem, dass wir die Oper sehen können.

 

Ihr hattet vor dem Gespräch kurz Hailey Clark erwähnt. Ist sie eure Lieblingssängerin?


Linda: Ja, sie ist einfach toll.


Imke: Wir haben sie das erste Mal in Die Zauberflöte gesehen als Erste Dame.


Linda: Nein, ich habe sie das erste Mal in La Juive gesehen. Da warst du nicht dabei. Aber ich war extrem beeindruckt. Wie kann sie so ein Stimmvolumen haben? Und dann habe ich sie nochmal in der Zauberflöte gehört und da ist es dann eskaliert.


Imke: Linda hatte mir damals nach La Juive von ihr erzählt und wir haben dann ab und zu auf ihrem Instagramprofil geschaut. Dort hat sie Videos gepostet von Proben. Das war ein ziemlich cooler Einblick. Auch jetzt bei Alcina singt sie ja sechs Arien und ich finde es beeindruckend, wie man sich das alles merken kann. Sie ist einfach eine krasse Person.


Linda: Und sie wirkt auch äußerst sympathisch.

 

So wie ihr Hailey Clark feiert, reden eure Klassenkameraden bestimmt über Popstars. Ist es für euch denn manchmal komisch, den Altersdurchschnitt zu senken?


Linda: Oft bekommt man von älteren Leuten nicht so nette Sachen an den Kopf geworfen. Zum Beispiel war Imke einmal etwas erkältet in einer Vorstellung, hat gehustet und wurde schräg angeschaut. Uns wurde dann gesagt, wir sollen doch bitte in eine Kinderoper gehen, wenn wir uns nicht benehmen können. Wir lassen uns davon aber nicht einschüchtern. Wir lachen darüber.


Imke: Wir haben aber auch schon ganz andere Reaktionen erlebt. Ich finde gerade den Austausch total schön, wenn man mit älteren Menschen ins Gespräch kommt. Viele fanden es cool, dass wir in unserem Alter in die Oper gehen. Andere junge Menschen waren während der Vorstellung am Handy. Dafür habe ich aber kein Verständnis. Vielleicht hat man nicht so Lust auf den Opernbesuch, wenn man das mit der Schule machen muss, aber es ist total schade, wenn man sich da nicht drauf einlassen kann.

 

Ihr würdet also auch anderen in eurem Alter empfehlen in die Oper zu gehen?


Linda: Ja, auf jeden Fall. Ich glaube zwar, dass das nicht für jeden etwas ist und das ist ja auch ganz natürlich, also ich muss ja auch nicht die Sachen toll finden, die andere in meinem Alter toll finden. Aber ich finde schon, dass man das mal probiert haben sollte. Viele aus meiner Klasse, die damals Der Fliegenden Holländer gesehen haben, kamen damit nicht klar und haben das nicht verstanden. Da haben dann schon auch einige gesagt, Oper generell sei blöd. Das finde ich sehr schade, weil manche die Oper gleich als negativ abstempeln und sich nichts mehr anschauen, weil ihnen dieses eine Stück nicht gefallen hat, auch, wenn ihnen andere Stücke vielleicht gefallen würden.


Imke: Es ist wirklich schade, dass viele in unserem Alter sagen, Oper und Theater seien uncool. Viele geben ja viel Geld für große Konzerte und Festivals aus. Aber Oper ist ein ganz anderes, besonderes Erlebnis. Es ist so beeindruckend, was die Leute hier schaffen. Das Bühnenbild, die Sänger, egal wen man sich da anschaut. Wie sie es auch schaffen, das Publikum und die Leute in ihre Welt reinzuziehen.


Linda: Es verbindet auch total. Zum Beispiel in unserer Opern-AG, die es ja ohne die Oper nicht geben würde. Wir sind eine total nette Gruppe. Aber auch die Musik verbindet, finde ich. Letztens haben wir zum Beispiel auch Stücke aus Die Zauberflöte gesungen, aus Spaß. Mir hat Oper auch sehr geholfen in einer Zeit, in der es mir nicht so gut ging. Ich wusste immer, in zwei Wochen gehe ich wieder in die Oper und dann kann ich einfach mal für zwei, drei Stunden abschalten.


Imke: Es ist auf jeden Fall immer ein Highlight des Tages.

 

Das Interview wurde am 5.2.2020 von Joelle Lieser geführt.

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