Die Staatsoper und das Schauspiel Hannover bilden gemeinsam die Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, welche mit rund 1.000 Angestellten eines der größten Mehrspartentheater Deutschlands ist. In drei Spielstätten finden jährlich rund 1.300 Veranstaltungen aus den Bereichen Oper, Schauspiel, Ballett, Konzert und Jugendtheater statt, die von etwa 400.000 Menschen besucht werden. Die Staatsoper und das Schauspiel Hannover arbeiten mit international renommierten Künstler:innen zusammen und stehen dabei für ein vielfältiges und innovatives Programm, das auch weit über Niedersachsen hinaus Beachtung findet. 

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Mit Beginn der Spielzeit 2019/20 hat Laura Berman die Intendanz der Staatsoper Hannover übernommen. Diversität und Internationalität bestimmen den Spielplan und das Ensemble – die Staatsoper sucht den offenen Dialog mit der Stadtgesellschaft und die Kommunikation mit der europäischen Opernszene. Neben zeitgemäßen Inszenierungen der Werke des großen klassischen Repertoires stehen Uraufführungen, Genregrenzen weitende musikalische Exkurse und Formate für junge Zuschauer:innen.

Das Staatsballett Hannover wurde von 2019 bis Februar 2023 von Marco Goecke geleitet. Der renommierte Choreograf kreiert mit seiner starken eigenen Handschrift Kunst für das 21. Jahrhundert, hat seine eigene Arbeit während seiner Zeit in Hannover weiterentwickelt und darüber hinaus sowohl mit jungen Kolleg:innen gearbeitet als auch renommierte Choreograf:innen an die Staatsoper eingeladen. Seit Februar 2023 leitet Ballettdirektor Christian Blossfeld die Compagnie.

Das Niedersächsische Staatsorchester Hannover ist Opernklangkörper und Konzertorchester mit fast vierhundertjähriger Erfolgsgeschichte: Neben Opern- und Ballettaufführungen, Sinfonie- und Sonderkonzerten kann man das Orchester auch an außergewöhnlichen Spielorten außerhalb der Staatsoper, bei Kammerkonzerten sowie bei Kinder- und Jugendkonzerten erleben. Seit Sommer 2020 wird es von Generalmusikdirektor Stephan Zilias geleitet.

Seit der Spielzeit 2019/20 ist Sonja Anders Intendantin des Schauspiel Hannover. Diversität, gesellschaftspolitische Themen und aktuelle Dramatik bestimmen den Spielplan. Dabei setzt das Schauspiel Hannover auf Vielfalt im rund 30-köpfigen Ensemble und renommierte, insbesondere weibliche, Regiehandschriften. Dem Haus eng verbunden sind unter anderem die Regisseur:innen Laura Linnenbaum, Lilja Rupprecht, Anne Lenk, Marie Bues, Lisa Nielebock, Stefan Pucher und Stephan Kimmig.

Im Vordergrund des Programms stehen der Dialog mit der Stadtgesellschaft, die Öffnung des Theaters für neue Besuchergruppen sowie die Vernetzung mit Initiativen, Institutionen und Akteuren aus Hannover und der Region. Die Programmreihe Universen in der Cumberlandschen setzt als solidarische Bühne vor allem auf partizipative und interaktive Formate. Ergänzt wird das Programm durch internationale Koproduktionen und Gastspiele.

Das Junge Schauspiel Hannover hat seinen Spiel- und Wirkungsraum ausgeweitet. Junge Lebenswelten sind nicht nur im Ballhof, der sich in Hannovers Altstadt als Ort für junge Themen etabliert hat, sondern auch in allen anderen Spielstätten zu sehen, damit sich Generationen treffen und mischen können. Junge Stoffe sind damit ebenso auf der großen Bühne zu finden. 

Was bewegt unser Publikum?

Uns interessiert, was unser Publikum bewegt. Wie sind die Bedürfnisse, was können wir verbessern und wie hat sich das Kultur- und Freizeitverhalten seit der Corona-Pandemie verändert? Wir wollten es genau wissen und haben 2023 eine groß angelegte repräsentative Bevölkerungs- und Publikumsstudie für Hannover und die Region in Auftrag gegeben, welche tiefe Einblicke in die Akzeptanz und Nutzung von Kulturinstitutionen gibt. Sie ist die aktuell umfangreichste wissenschaftliche Erhebung an einem öffentlich getragenen Theater und dürfte beispielhaft sein für viele Kultureinrichtungen in Deutschland.

Die Ergebnisse fassen wir hier für Sie zusammen:

Die letzte große Publikumsbefragung an den Staatstheatern Hannover wurde 2015 durchgeführt. Die aktuelle Befragung sollte eigentlich mit dem Start der Intendantinnen Sonja Anders (Schauspiel Hannover) und Laura Berman (Staatsoper Hannover) in der Spielzeit 2019/20 erfolgen. Doch die Corona-Pandemie hat diese Pläne durchkreuzt. 

„Das waren tiefe Einschnitte in das Miteinander der Menschen und in der Kultur. Erst jetzt haben wir scheinbar das neue ‚Normal‘ erreicht. Deshalb war das für uns der richtige Zeitpunkt, um zu fragen: Was hat sich verändert? Worauf kommt es jetzt an? Wie machen wir weiter?“, erklärte Verwaltungsdirektor Jürgen Braasch. Denn die Staatstheater Hannover spüren, wie viele andere Veranstalter auch, dass sich das Publikum und seine Gewohnheiten nachhaltig verändert haben.

Gemeinsam mit dem Institut für Kultur und Medienwirtschaft Berlin (IKMW) unter der Projektleitung von Prof. Dr. Klaus Siebenhaar und Achim Müller, die auch 2015 für die Studie verantwortlich waren, führten die Staatstheater Hannover neben einer Publikumsbefragung auch erstmals eine repräsentative Bevölkerungsbefragung in Hannover und der Region durch (Erhebungszeitraum: März bis Mai 2023). Zudem wurden Fokusgruppen-Interviews geführt und statistische Daten sowie demografische Referenzdaten ausgewertet und miteinander verglichen, unter Anwendung aller Instrumente der Empirie. 

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

  • Corona hat das Kultur- und Freizeitverhalten nachhaltig verändert
  • Die Erwartungen und Gewohnheiten des Publikums haben sich gewandelt, insbesondere bei jüngeren Generationen
  • Hohe gesellschaftliche Akzeptanz und Zustimmung für die Staatstheater Hannover – auch bei Nichtbesucher:innen
  • Das Publikum ist deutlich diverser und durchmischter als angenommen
  • Besuchsfrequenz ist deutlich zurückgegangen

Besonders erfreulich ist die hohe gesellschaftliche Akzeptanz und Bekanntheit von Staatsoper und Schauspiel innerhalb der Hannoverschen Bevölkerung: 57% Prozent der Volljährigen (Minderjährige und Schulpflichtige wurden nicht befragt) haben mindestens eine Vorstellung in den Staatstheatern besucht; 42% kennen immerhin die Institution, auch wenn sie sie noch nie besucht haben. Nur 1% gab an, die Institutionen gar nicht zu kennen.

45% stimmten der Aussage zu, die Staatstheater prägen das kulturelle Leben Hannovers bzw. seien wichtig für Hannovers Attraktivität (13% stimmen „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ zu). Rund 18% der volljährigen Hannoverschen Bevölkerung zählen zum aktiven Publikum, welches regelmäßig Vorstellungen der Staatstheater besucht. Das entspricht der durchschnittlichen Hochkulturnutzung im Theaterbetrieb, welche deutschlandweit bei 15% liegt.

„Die Zustimmungswerte für Staatsoper und Schauspiel sind beeindruckend. Auch bei den Menschen, die gar nicht oder nur sehr selten zu uns kommen, herrscht eine große Akzeptanz. Das Vertrauen und Ansehen, das uns entgegengebracht wird, ist in diesen Zeiten keine Selbstverständlichkeit,“ stellte Opern-Intendantin Laura Berman fest.

Publikum ist deutlich diverser

Die zunehmende gesellschaftliche Akademisierung spiegelt sich auch im Publikum wider: Rund 70% haben einen Hochschulabschluss (2015 waren es noch 56%). Zudem ist der Anteil der Studierenden innerhalb des volljährigen Publikums auf über 7% gestiegen (2015 waren es noch 4%). Das dürfte auch an der Einführung der sog. Theaterflatrate liegen, mit der Studierende über einen kleinen Anteil ihrer Semesterbeiträge kostenlos alle Vorstellungen besuchen können.

Erfreulich ist vor allem, dass sich auch die Vielfalt der Migrationsgesellschaft zunehmend im Publikum abbildet, was den beiden Intendantinnen Laura Berman und Sonja Anders bei ihrem Amtsantritt 2019 besonders am Herzen lag. Rund 16% des volljährigen Publikums haben eine sog. Migrationsgeschichte (selbst oder mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren). 2015 lag dieser Wert noch bei 5%. Innerhalb des aktiven Publikums, also der Menschen, deren letzter Theaterbesuch maximal ein Jahr her ist, liegt der Anteil sogar bei 26%, was dem statistischen Wert für Hannover entspricht.

„Es ist ein großer Erfolg, dass es uns allabendlich in unserem Theater gelingt, annähernd den Querschnitt unserer Gesellschaft zu versammeln. Wir arbeiten auch weiterhin intensiv daran, unser Publikum – wie auch das Personal und Programm – in Hinblick auf Vielfalt und Diversität weiter zu entwickeln. Denn nur so werden die Theater zukunftsfähig bleiben,“ erklärte Schauspiel-Intendantin Sonja Anders.

Auch die Altersstruktur des Publikums ist sehr viel ausgewogener als angenommen. Durch den Vergleich zwischen Bevölkerungs- und Publikumsbefragung ergab sich ein sehr differenziertes Bild: Rund 32% des Publikums entstammt der für Theater oft schwer erreichbaren Altersgruppe von 20 bis 40 Jahren (Minderjährige wurden nicht befragt). Der Altersdurchschnitt im Theatersaal ist aber wieder deutlich höher, denn Menschen über 50 Jahre kommen häufiger als die Jungen. 

Besuchsfrequenz geht zurück

Allerdings ist die Besuchsfrequenz stark zurückgegangen: Es kommen zwar mehr Menschen in die Staatstheater Hannover, aber deutlich seltener. Sie kaufen also insgesamt weniger Tickets. Lag bei der Publikumsbefragung 2015 die durchschnittliche Besuchsfrequenz noch bei 4 bis 6 Vorstellungsbesuchen pro Jahr, so ist sie 2023 auf 1 bis 3 Besuche gesunken. Die Menschen möchten sich immer weniger fest binden, was auch den seit Jahren anhaltenden Trend der schwindenden Abonnement-Zahlen belegt. 
Rund 35% gaben bei der Bevölkerungsbefragung an, dass sie seit der Corona-Pandemie weniger oder andere Kultur- und Freizeitangebote nutzen, unter den Theaterbesuchern bestätigten das 25%.

Diesen Trend erklärte Prof. Dr. Klaus Siebenhaar (IKMW): „Das Kultur- und Freizeitverhalten hat einen fundamentalen Wandel erfahren, die Sehnsucht der Menschen, vor allem der jüngeren Generationen, nach Kompensation, Unterhaltung, Ablenkung, Erbauung und ‚mental health‘ hat zugenommen. Viele haben ihre Aktivitäten weg von der Hochkultur verlagert. Die wahrgenommenen ‚Zumutungen‘ und Verunsicherungen haben dazu geführt, sich bei Entscheidungen auf den engsten Freundeskreis zu konzentrieren und sich nur noch von den eigenen Vorlieben und nicht mehr von gesellschaftlichen Konventionen leiten zu lassen.“

Atmosphäre und Gesamteindruck werden wichtiger

Bestnoten erhielt das Service- und Gastronomie-Personal der Staatstheater Hannover: 96% gaben an, „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ zu sein. Mit der Gesamtatmosphäre der Häuser zeigten sich 91% der Befragten als „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. Kritik gab es jedoch in den Bereichen Barrierefreiheit, Sitzgelegenheiten und Angebote für Senior:innen.

„Trotz der guten Bewertungen liegt hier besonders großes Potenzial,“ erklärte Achim Müller vom IKMW. „Zum Gesamteindruck gehört sowohl das künstlerische Erlebnis, die Ansprache und Kommunikation, als auch das Davor und Danach sowie die Atmosphäre des Ortes insgesamt. Hieran sollten zukünftige Maßnahmen ausgerichtet sein.“ 

Die Entscheidung für einen Theaterbesuch ist multifaktoriell, auch wenn weiterhin die persönliche Empfehlung einer der wichtigsten Faktoren für den Ticketkauf ist.

Erfreulich ist, dass knapp die Hälfte der Besucher:innen (49%) inzwischen den ÖPNV nutzt, um zum Theater zu fahren. „Das belegt wie wichtig unsere Kooperation mit dem GVH ist, denn mit ihrer Eintrittskarte können unsere Gäste den Nahverkehr kostenfrei nutzen,“ fasste Jürgen Braasch zusammen. Trotzdem kommen noch 36% mit dem PKW zum Theater, 11% nutzen das Fahrrad, 4% kommen zu Fuß.

Transparenz und Offenheit

Die Geschäftsführung der Staatstheater Hannover hat entschieden, die Ergebnisse der Studie öffentlich zugänglich zu machen und damit auch anderen Kultureinrichtungen zu ermöglichen, von den Ergebnissen profitieren zu können: „Wir stehen vor einer Zäsur. Und die Theater müssen einmal mehr in ihrer zweitausendjährigen Geschichte beweisen, dass sie sich wandeln können, ohne ihre Identität aufzugeben. Denn die Theater brauchen ihr Publikum. Ohne Publikum gibt es kein Theater. Und ohne Theater wäre diese Welt sehr arm dran,“ erklärt Sonja Anders. „Gemeinsam und mit Elan gehen wir neue Wege – und diese Studie gibt uns dafür einen Kompass an die Hand,“ ergänzt Laura Berman.

 

Die Ergebnisse der Studie sind in Buchform erhältlich:

 

 

Achim Müller und Klaus Siebenhaar:

Stadt – Theater – Publikum

Publikums- und Bevölkerungsstudie 2023

Niedersächsische Staatstheater Hannover

B&S SIEBENHAAR VERLAG + MEDIEN OHG

 

Exemplare sind sowohl im Buchhandel als auch direkt über den Verlag erhältlich: www.siebenhaar-verlag.de (224 Seiten, Kosten: 25 Euro)